Donnerstag, 28. Februar 2013

selt sam

 
seltsam
etwas selten vorkommendes
vom gewohnt gewöhnlichen abweichendes
fremd erscheinendes
seltsam
fremdes

Mittwoch, 27. Februar 2013

Klugscheisser




es gibt jede menge klugscheisser. jede menge leute, die glauben, sie wissen es besser, vor allem bessser für andere. ihre lieblingsbeschäftigung - sich mit anderen befassen.

die klugscheisser denken sich ihrer meinung nach in die anderen hinein und nennen das empathie. sie geben gern ratschläge, die nichts anderes sind, als dem anderen in die fresse schlagen, damit er endlich kapiert wie es geht, also wie es richtig geht, in den augen der klugscheisser. 

ich frage mich, was die denken, den ganzen tag, ob die mal drüber nachdenken, warum sie sich so gern in die anderen hineindenken.

ist auch ganz gemütlich, sich selbstgefällig zurückzulehnen, den anderen zu beobachten und sich damit von sich selbst wegzudenken. 

das übelste an diesen klugscheissern ist, sie wissen nichts von empathie.
wer empathisch ist gibt keine ratschläge - er fühlt mit und basta. 

übrigens, ratschlagen ist, mit rat um sich schlagen, ist reinschlagen ins gefühl anderer, ohne irgendwas gefühlt zu haben - ausser sich selbst.  

hab ich jetzt klug geschissen ...



Meine lieben Leser

Ihr seid herzlich willkommen zur Lesung 
am 24. März um 18 h

im performance art depot Theater in Mainz





Info und Anmeldung unter

Montag, 25. Februar 2013

Schreiben

Schreiben -
eine Eigenart der Unglücklichen, der Trauernden, der existentiell Erschütterterten, der Zweifelnden. Ein immer neuer Versuch, Leben in biografische Wahrheit festzuschreiben. Ein sich Drehen um die eigene Geschichte in den Geschichten anderer.
Wort für Wort, Figur für Figur, Szene für Szene - eine Suche nach dem Warum -
auf das es keine Antwort gibt.


Ich



Mein Herz - zerrisssen
Meine Seele - erschüttert
Mein Geist - müde
Ich - der Schatten, der sich über mein Licht legt.

Samstag, 23. Februar 2013

Verantwortungslos

 
Jedes Kind weiß im Moment seiner Inkarnation auf dieser Erde, wozu es gekommen ist. Wir tragen dieses tiefe innere Wissen um unsere Lebensaufgabe in uns. Es ist die Tragödie des Menschen, dass er dieses Wissen im Laufe des Lebens verliert. Je mehr von diesem Wissen verloren geht, je mehr es uns ausgetrieben wird, desto verantwortungsloser werden wir uns selbst gegenüber.

Freitag, 22. Februar 2013

wortfetzen







falsch?



solange ich mich falsch fühle
mir das gefühl von falsch sein
 von jenen -
 die ich aus diesem gefühl heraus
in mein leben ziehe
bestätigen lasse -
fühle ich falsch.

Donnerstag, 21. Februar 2013

Melancholie


 
Ich bin nicht die Einzige, sagte sie auf seinen Vorwurf hin, sie kultiviere ihre Melancholie, wolle sie nicht loslassen aus Angst zu verlieren, was sie seit einer Ewigkeit innerlich zusammenhielt. Er dachte das. Sie dachte anders darüber. Sie wusste, dass es anderen ähnlich ging. Auch wenn das keine Rolle spielte, sie hatte ihm das sagen müssen, das mit dem nicht einzig sein. Vielleicht in der Hoffnung seine Zustimmung zu erhalten. Er schwieg, nahm ihre Hand und legte sie auf die Seine. Seine Hand war warm.

Sie hatte erfahren, dass Begegnungen in gleicher Feldstärke und Seelentiefe selten waren. Sie wusste wie es sich anfühlte, wenn die Radikalität der Sinnfrage in die innere Einsamkeit zog. Sie hatte erfahren, dass die Einsamkeit eine verlässliche Vertraute war, dass sie den Suchenden immer wieder einholte, ihm keine Flucht und keine Ablenkung erlaubte.

Er nahm einen Schluck von dem roten Wein, von dem er zu viel trank, obwohl er immer wieder sagte, es sei ungut zu viel zu trinken. Sprich weiter, sagte er, ich will verstehen. Sie dachte, er trinkt um nicht zu ertrinken und dass sie das auch manchmal tat und dass es ihr egal war, dass er es tat oder sie. Das Leben war ungesund, mit und ohne den Wein. Die Einsamkeit will ausgehalten werden, sagte sie, sie ist eine der intensivsten Befindlichkeiten. Sie gleicht einer Übung im Sterben und ist Auferstehung zugleich, sie ist eine Übung in Demut, geboren aus der Einsicht in die Vergänglichkeit aller Dinge. Er schüttelte den Kopf, sagte, er habe keine Angst, nicht vor der Vergänglichkeit und nicht vor dem Sterben.

Sie lächelte, weil sie das mit der Angst gar nicht gesagt hatte. Sie hatte Angst vor der Vergänglichkeit und vor dem Sterben. Vor dem Tod fürchtete sie sich nicht. Warum kannst du nicht einfach loslassen von diesen Gedanken, sie sind so schwer. Dein Lächeln ist leicht. Ich liebe es, wenn du lächelst. Er versuchte ein Lächeln. Sie lächelte zurück, weil sie es auch liebte, ihr Lächeln. Sie liebte die Einsamkeit mehr. Sie wusste, wenn sie ihm das sagen würde, würde es ihn traurig machen, weil es seinen Ausschluss aus ihrem Leben bedeutete. Er wollte seins mit ihrem teilen. Keiner sollte mit dem anderen alles teilen, schon gar nicht sein Leben, dachte sie. Sie wusste, dass es von den Erfahrungen abhing, die einer gemacht hatte, ob er die Einsamkeit liebte. Vielleicht, dachte sie, macht jeder die Erfahrungen, die er macht, weil er ist, was er ist. Als habe er ihre Gedanken gelesen, sagte er, Einsamkeit ist eine Erfahrung. Die Sehnsucht nach der Einsamkeit entsteht durch ein ständiges Abrufen dieser Erfahrung, bis man denkt, man kann nicht mehr anders leben. Lass los, du brauchst sie nicht mehr, bat er sie.

Sie zündete sich eine Zigarette an und dachte nach, über das was sie brauchte und das, was sie nicht brauchte. Der Rauch sponn graublaue Fäden, die sich in der Scheibe des Fensters widerspiegelten und verdoppelten. Draußen war Nacht. Distanziert und nüchtern ragten die Häuser im fahlen Schein der Straßenlaterne aus dem nassen Pflaster in den Himmel. In statuarischer Pose sprachen sie von Beziehungslosigkeit, Entfremdung und Isolation. Das diffuse Licht dramatisierte die Melancholie, die sie plötzlich umfing. Die im Schwarz der Nacht abgetönten Fassaden erschienen ihr wie eine Übersteigerung der Wirklichkeit. Die Wirklichkeit, der sie nicht standhalten wollte. Komm da raus, sagte er, tu es für dich, komm da raus. Sie drückte die aufgerauchte Zigarette in den Aschenbecher. Sie war sich nicht sicher, ob er es nicht für sich selbst wollte.








Mittwoch, 20. Februar 2013

Lösung?

 
Anstatt sich auf Erfahrungen zu besinnen und aus der Vergangenheit zu lernen, die niemals ohne Grund genau diese seine Vergangenheit ist, strebt der Mensch nach vorne, in eine "bessere" Zukunft.   
Aber wie kann das Zukünftige besser werden, wenn die Vergangenheit im Versuch sie abzustreifen, ignoriert wird? Das geflügelte Wort, "lass los was dich hindert", ist Selbstbetrug. Das Vergangene, was den Menschen behindert, lässt ihn nicht los, es sei denn, er löst es.

Dienstag, 19. Februar 2013

R.I.P Debbie Ford


Debbie Ford ist tot. Mit nur 57 Jahren ist eine großartige, kluge, schöne Frau und Mutter eines Sohnes ihrem langen Krebsleiden erlegen. Ein Tumor an der Brustwand hat sich durch die Rippen gefressen. Am Ende hat er sie zerfressen.

Debbie Ford hat acht Bücher geschrieben, die das Ziel hatten Menschen zu mehr Selbstliebe zu führen. Ihre Arbeit und ihre Botschaft bezogen sich auf C.G. Jungs Konzept der Schatten und deren Integration um heil und ganz zu werden. Debbie Ford ist nicht heil geworden.

"Schattenarbeit oder "Die dunkle Seite der Lichtjäger-Kreativität - positive Energie durch die Arbeit am eigenen Schatten", sind die bekanntesten Werke der Lichtarbeiterin, als die sich Debbie Ford selbst verstanden und nach Außen kommuniziert hat. Sie hat mit ihren Vorträgen und Seminaren Säle gefüllt, immer mit dem Ziel Menschen zu helfen.

Ich habe Debbie Fords Bücher gelesen. Das letzte, das sie kurz vor ihrem Tod veröffentlicht hat, trägt den Titel "Die liebevolle Kriegerin". Es liegt auf meinem Nachtisch.

"Die liebevolle Kriegerin" ist der Entwurf für eine couragierte Lebensführung. So wird es vermarktet. Es ist mehr als alle anderen Bücher Debbie Fords, der eindringliche Apell an uns Frauen, uns selbst anzunehmen und lieben zu lernen, mit unseren Wunden, unseren Ängsten und unseren Selbstzweifeln. Es ist das persönlichste Buch, das sie geschrieben hat. Sie schrieb es während ihrem Kampf mit dem Krebs.
 
Am Anfang des Buches steht zu lesen: "Das Wichtigste überhaupt ist, dass ich mich erstens um mich selbst, zweitens um meinen Sohn, drittens um den Rest meiner Familie sowie um meine MitarbeiterInnen kümmere und dann erst um alles andere."

Das ist schon ohne alles andere viel, um das zu kümmern sie sich auftrug. Sehr viel. Wir kennen dieses sehr viel sehr gut. Und viele von uns erkennen irgendwann, auch wenn uns keine tödliche Krankheit trifft, dass dieses Kümmern dazu führt, dass am Ende wir selbst verkümmern. Diese kluge Frau war sich dessen bewusst und sie hat es trotzdem nicht geschafft, heil zu bleiben und zu werden.

Etwas war stärker als ihre Erkenntnis, stärker als ihr Glaube an die Kraft der Selbstheilung, stärker als alle Worte, die sie schrieb, für sich selbst und für andere. 

Was war es? Das Schicksal, die Unfähigkeit uns selbst, trotz und wider allen besseren Wissens um die Dinge, zu verändern, die Unfähigkeit uns zu befreien von den Wurzeln einer Kindheit, die sich nicht herausreißen lassen, ganz gleich wir stark wir an ihnen ziehen, die Wurzeln, die uns immer der sein lassen, der wir waren - von Kindesbeinen an - der Mensch, den man uns beigebracht hat zu sein?

Fords letztes Buch erzählt von ihrem Kampf gegen den Krebs und es erzählt von einer Debbie Ford, die gelitten hat, seit sie ein Kind war. Es erzählt von einer Kindheit, die geprägt war von den Demütigungen des Vaters, es erzählt von ihrer zerstörerischen Selbstablehnung und Selbstabwertung, von dem zersetzenden Gefühl falsch zu sein, von der Überzeugung nicht liebenswert zu sein. Es erzählt von einer Jugend, in der sie Sex mit Liebe verwechselte,  in der Drogenkonsum eine große Rolle spielte und es erzählt von der Angst mit der sie ein Leben lang kämpfte, bis zum bitteren Ende - trotz ihres Wissens, trotz ihrer Erkenntnisse, den Ratschlägen und Lösungen, die sie anderen anbot um ein besseres Leben zu leben.

Die Kernaussage des Gesamtwerkes: Wir müssen uns in unserer Ganzheit lieben lernen!

Ein Wir, dass für ein Ich steht - für das Ich einer schönen und klugen Frau, die letztlich wohl daran zugrunde ging, dass ein Heilwerden im eigenen Leben nicht gelungen ist? Nicht gelingen konnte?

Krebs ist eine Krankheit, die aus uns selbst heraus wächst. Haben wir Krebs, verändern sich die körpereigenen Zellen, sie werden "bösartig" und richten sich gegen uns. Krebs ist eine Krankheit, die den Menschen von Innen auffrisst.

Krebs ist die Krankheit eines Selbst, das sich selbst zerstört.

Ich frage mich schon mehr als ein halbes Leben, ob es möglich ist die Dämonen unserer Kindheit zu verjagen oder sie anzunehmen, als lebenslange Herausforderung um sie zu bewältigen, oder um sie als Sinn unserer Existenz anzunehmen, um ihnen zu er wachsen, oder sie als Aufruf zum Wachstum zu begreifen, um sie, wie Ford und ihr geistiger Lehrer C.G. Jung es vermitteln, zu integrieren. 

Ich schwanke. Und immer wenn ich glaube eine Antwort, einen Weg oder eine Lösung gefunden zu haben, meldet sich meine innere Stimme und sie fragt mich: Was haben dir all die Jahre des Lernens, des Forschens, der Selbstbeobachtung, der Selbstpsychologisierung und der Erfahrungen mit so vielen Menschen gezeigt? Begreifst Du nicht, dass es ein unheiliger Kampf gegen das Unheil ist? Weißt du noch immer nicht, dass ein Kind, das keine Liebe erfahren hat, ein Leben lang auf der Suche nach etwas ist, was es nicht kennt? Es hat niemals gefühlt, niemals gesehen, was es sucht. Wie könnte es das also jemals finden?

Ruhe in Frieden Debbie Ford










Montag, 18. Februar 2013

erschütterung



erschütterung
ein wanken
herausfallen aus dem gleichgewicht
schwäche des körpers 
schock der seele
gefühl zu fallen
umkehr allen geglaubtens
erkennen das nicht folgt
verstummen
wortlos im wankenden eigenen trudelndes
ein halt suchendes 
woran sich halten ...?
sich aufrichten mit der zeit ...



Donnerstag, 14. Februar 2013

Spiegelkabinett



jahrmarkt der eitelkeiten
treten sie ein ins spiegelkabinett ...



du gehst hindurch
in manche spiegel blickst du
und erkennst dein lächeln.
du lächelst zurück.
in manchen spiegeln siehst du deine leidenschaft und deine träume
und du bist glücklich über all die schönen reflektionen.

du gehst weiter.
da sind andere spiegel.
du blickst in sie hinein und denkst: wie unschön
und wendest dich ab.

du gehst du zurück zu den spiegeln, die so schön glänzen, 
die dich so herrlich glänzend spiegeln
und du denkst: wie schön. 

aber du hast sie nicht vergessen,
die anderen spiegel, in die du hineingesehn hast 
und sie haben dich nicht vergessen. 

du fragst dich: was soll ich tun?
soll ich dort hin gehen, soll ich da hinein schauen? 
nein, das ist nicht gut, sagt die angst, bleib hier, wo es so herrlich glänzt
hier ist es gut.

doch du spürst diesen zug
dahin wo es nicht glänzt
und du gibst ihm nach, weil es starker zug ist.
du nimmst deinen ganzen mut zusammen
und schaust in die spiegel, die dir das unschöne zeigen
und es tut weh, weil du das schöne doch viel mehr liebst.
aber du hälst es aus hineinzuschauen, obwohl du das schöne so viel mehr liebst.

und dann siehst es, ganz groß, all das unschöne in dir, 
all das unschöne in deinem leben.
und du fragst du dich: warum muss das sein?
du findest keine antwort.
du fühlst nur: es tut weh.

etwas in dir sagt:
wenn du willst, kannst du dich einlassen mit dem unschönen in dir.
etwas in dir weiß, wenn du dich einlässt, wirst du es irgendwann schaffen zu sagen:
das unschöne ist auch meins.

aber was dann?
dann hast du nichts gelöst,
aber du hast begriffen, dass schöne illusionen kein leben ausmachen.

vielleicht beginnst du dann ehrlich zu dir selbst zu sein.
 
und dann?
dann tut es richtig weh.


Freitag, 8. Februar 2013

fremd



er sah sie an, vorwurf im blick. sie lag im bett, die decke übers kinn gezogen, erschöpft von der krankheit. elend, selbstgemacht, sagte er, und dass es ihre gedanken seien, die falschen gedanken. daher käme das elend, das ewige unwohlsein. ihre gedanken seien die ursache. sie schwieg, zu müde zum antworten, zu müde um nach einer rechtfertigung zu suchen für die anklage.

du machst dich selbst kaputt, weil du falsch denkst. die worte fielen wie steine auf ihr innerstes. geröll, das noch schwerer machte, was schwer genug war. sie versuchte abzuwehren. der mund, müde vom reden, weigerte sich worte zu finden. überhaupt, dachte sie, wird zu viel geredet. überredet, zerredet. sie das fand das anstrengend. sie hatte wenig lust zu reden. sie war ausgeredet. was sie zu sagen hatte war in ihrem kopf ohne lautes mitteilungsbedürfnis. sie liebte die stille. hatte den rückzug gewählt, sich eingerichtet in ihrem leben. das bedürfnis raus zu gehen kam selten. es war das immer gleiche, was sie sah. ohne bezug zu ihr selbst. beziehungslosigkeit erschien ihr wie eine erleichterung. sie zog ihre eigenen kreise. störungen waren ihr zuwider.

du bist seltsam geworden, unterbrach er ihre gedanken. du vertrocknest wie eine blume vor ihrer zeit. du verwehrst dich dem leben, verbarrikadierst dich, umgibst dich mit toten. all die toten in deinen büchern. das ist kein leben. was ist denn ein leben, dachte sie und dass sie genug kannte, genug hatte, von dem, was er leben nannte. war es so schwer vorstellbar, dass sie genug vom genug hatte. sie fragte ihn das nicht, sie kannte seine antworten längst. es lohnte keinen versuch mehr. er hätte sie sowieso nicht verstanden. das ihre war ihm fremd und er ihr.




gedankensplitter 47



es gibt für mich keinen maßstab für richtig oder falsch.
es gibt für mich kein außen, das mir (ein) sagen kann.
es gibt für mich kein vergleichen.
nichts gleicht sich.
es gibt für mich nur einen maßstab
ich bin mein maßstab.
nur ich kann (er) messen, wann das maß voll ist. 

Meine besten Jahre sind vorbei - Zwei innere Monologe




Meine besten Jahre sind vorbei.
Ich werde jeden Tag älter und nicht schöner. 
Ich hasse die Vergänglichkeit.
Vielleicht werde ich sogar krank.
Oder ich ende im Armenhaus.
Rente? Die reicht hinten und vorne nicht.
Ich habe Angst.

War das jetzt alles?
Was kommt jetzt noch?
Ich ersticke in Routine und Zwängen.
Ich will frei sein.
Ich will endlich fühlen, dass ich noch lebe.
Ich brauche neue Herausforderungen.
Ein Abenteuer.
Wie viel Zeit bleibt mir noch?

Bin ich gescheitert?
Ich hätte es besser machen können.
Zu viele untaugliche Versuche.
Zu viele Dramen. Zu viel Unglück.
Von allem zu viel und zu wenig.
Meine Träume. Wo sind sie hin?
Ich bin müde.

Hätte ich mein Leben anders leben sollen?
Ich habe getan, was ich konnte. Mein Bestes gegeben.
Ich habe etwas aufgebaut.
Für wen eigentlich?
Was habe ich jetzt davon?

Habe ich das Leben und seine Möglichkeiten voll ausgeschöpft?
Ich will noch so viel tun.
Etwas schaffen, das bleibt.
Meine Kraft lässt nach.
Ich muss gesünder leben.
Ich muss besser für mich sorgen.
Was ist wirklich wesentlich?
Was ist mir wichtig?

Ich habe alles erreicht, was soll jetzt noch kommen?
Mit mir geht es doch nur noch bergab.
In meiner Partnerschaft ist das Prickeln schon lange vorbei.
Wie schön könnte es sein, wenn ....
Ich warte auf ein Gefühl, auf ein Ereignis, dass meine müde Langeweile vertreibt.
Irgendwie ist alles so leer.
Ich muss mein Leben ändern – wenn nicht jetzt, wann dann?
Ach lass sie doch ziehen die Welt ...

Die Welt ist so laut geworden.
Zieh dich zurück. Du verpasst nichts.
Beziehung? Ist die wirklich so wichtig?
Allein alt werden? Macht mir das Angst?
Du hast alles gesehen, alles erlebt.
Da kommt nicht mehr viel.
Begeisterung? Staunen? Schmetterlinge im Bauch? Lange her.
Wann habe ich das letzte Mal das Gefühl gehabt die Welt umarmen zu wollen.
Nein, da kommt nicht mehr viel.

Ich hatte doch alles. Alles was ich mir gewünscht habe. Alles erreicht.
Ich habe geliebt, ich hatte Erfolg, ich habe mich selbst verwirklicht.
Ich könnte zufrieden sein.
Habe ich etwas, was mich von innen hält, wenn alles andere wegfällt?
Wer bin ich eigentlich?
Bin ich der, der ich sein will.
Was macht eigentlich wirklich Sinn?

Ich bin gefallen und wieder aufgestanden.
Ich habe alles ausgehalten und es hat mich nicht gebrochen.
Meinen Glauben habe ich nie verloren.
Ich weiß, dass alles einen Sinn hat.
Ich bin müde.
Ich will nicht mehr kämpfen.
Ich habe endlich Ruhe verdient.
Aber das Leben fragt nicht.
 
Den Kindern geht es gut, sie sind aus dem Gröbsten raus.
Ich habe jetzt Zeit für mich.
Was mache ich mit der Zeit, die mir noch bleibt?
Auf keinen Fall verschwenden.
Sie ist kostbar. 
Schaff dir einen Sinn.
Was macht Sinn?
Ich habe Angst mich selbst zu verpassen.
 
Ich werde sterben.
Schluss, Licht aus. Zappenduster.
Ach, nicht dran denken.
Es ist wie es ist.
Einfach weiter machen, mit dem was dir wichtig ist.
Denk endlich an Dich selbst.
Es ist nie zu spät.
 
Ach, zum Altwerden habe ich später noch Zeit.
Jetzt will ich leben.

Aber wie?


Mittwoch, 6. Februar 2013

wissen


wissen ergibt sich aus dem langen weg des forschens, des erfahrens und des lernens 
wissen wollen 
heißt in die tiefe gehen 
ist bescheiden und auf der suche nach beweisführungen 
will allen nützen

halbwissen ergibt sich aus dem sprunghaften streifen der oberfläche der dinge und wesenhaftigkeiten 
ist ein wollen ohne tiefgang
bläht sich auf für das eigene 

wissen ist dauertüchtig, sich entwickelnd und wandelbar
ist offen und weit
halbwissen ist vergänglich, ist eng und starr und will recht haben

wissen ist macht
halbwissen ist ohnmächtig

wissen 
bleibt bestehen, bereichert, verändert welt und menschen

halbwissen 
ertrinkt im ozean der versuche 

wissen wollen ist ein weg ohne ende
ist demütig
ist wissen um nichtwissen


Samen

  


In Annas Kopf malte die Erinnerung an den Großvater ein schemenhaftes Bild von einem gut aussehenden Mann ohne Eigenschaften. Annas Mutter schimpfte ihren Vater einen dummen Menschen. Ihr Vater sei ein dumpfer Mann gewesen. Die Mutter erzählte, dass er sich nach der Arbeit als Straßenarbeiter, die ihm am Ende eine Teerlunge beschert hatte, Abend für Abend auf seinen Fernsehsessel legte und Cowboyheftchen las, oder sich Westernfilme ansah und kein Wort sagte. Seinetwegen habe die Großmutter gelitten.

Der Großvater ging schweigend durch das Leben, als seien Worte etwas Überflüssiges.
In Annas Erinnerung war er ein sanftmütiger Mensch, sie hatte ihn nie wütend erlebt. 
Er hieß Arthur. Arthur, fand Anna, war ein schöner altmodischer Name. Sie sagte, er klänge so, als stünde sein Besitzer über den Dingen.


Für Anna war der  Großvater ein abgewiesener Liebhaber, der sich in selbst zurückzog, sich eine eigene Welt erschuf, in der er der Held war, wagemutig, wild und begehrenswert, darum die Cowboyheftchen. Vielleicht hatte sie Recht und er hatte sich wegen der Kälte der Großmutter in eine Welt eingeschlossen, in der es möglich war ein anderer, als er selbst zu sein.

Die Großmutter besaß kein Talent zum Glücklichsein. Für das Traurigsein umso mehr. 
Anna schleppte ihr Erbe mit sich herum. Sie versuchte zu verstehen, fragte sich, wie man glücklich sein konnte, in einer Ehe, die man eingegangen war, weil die Eltern es so beschlossen hatten. Von Anfang an hatten die Großeltern gelebt wie zwei Verurteilte, die keine andere Wahl haben, als die gleiche  Zelle miteinander zu teilen. Ein  Mann in seiner alles ausschließenden Einsamkeit und eine Frau in ihrem verzehrenden Unglück, beide mit einer Sehnsucht, die irgendwann aufhört zu sein und an deren Stelle Resignation tritt. 

Annas Mutter war überzeugt davon, das Licht der Welt nur erblickt zu haben, weil die Großmutter die Leere in ihrem Leben nicht mehr ertrug. Eine ungesunde Triade, eine Frau und eine Tochter gegen einen Vater, den ungewollten Dritten im unfreiwilligen Bund. Vom Schicksal verbunden, ohne die Freiheit der Wahl auch nur in Erwägung zu ziehen. Sie waren arm. Armut erlaubt den Menschen nicht zu wählen, sie fordert ein sich Fügen in das, was ist. Anna fragte sich, ob die Großmutter wirklich eine kalte Frau gewesen war. Sie wusste es nicht, obwohl sie die ersten fünf Jahre nach ihrer Geburt bei ihr verbracht hatte. Die Erinnerung an sie war bruchstückhaft, wie die Erinnerung an den Großvater.


Immer wieder erzählte sie mir von dem Bild ihrer Großmutter, das sich in schlaflosen Nächten vor ihr aufbaute. Die Großmutter, die wie ein jaulendes Tier auf dem Boden lag und sie Anna, fünf Jahre alt, die unter den Küchentisch kroch und zusehen musste wie der massige Körper bebte und zitterte. Sie hörte das laute Heulen, das irgendwann leiser wurde und schließlich verstummte. Dann erhob sich die Großmutter, trocknete sich das nasse Gesicht mit einem Zipfel ihrer bunten Küchenschürze ab und machte sich am Herd zu schaffen oder sonstwo in der kleinen Küche. Anna war froh, wenn es zu Ende war. Die Großmutter hatte sie nicht bemerkt. 

Leid ist einschüchternd für ein Kind. Erwachsene können sich dem Leid entziehen. 
Die meisten tun es, weil sie glauben Leid ist ansteckend. Ein Kind fühlt sich schuldig am Leid des geliebten Menschen, wie sonst soll es sich erklären, warum dieser Mensch unglücklich ist. Es ist nicht fähig die Dinge von sich abzuspalten, es empfindet sich selbst als Ursache, weil es die Trennung noch nicht kennt, zwischen sich und den Menschen, denen es vertraut. Als Anna fünf war starb die Großmutter. Anna weinte nicht. Vielleicht war sie erleichtert, dass das Weinen ein Ende hatte. Annas Mutter erstarrte innerlich als ihre Mutter starb. Du hast sie totgeärgert, schrie sie in Annas tränenloses Kindergesicht. Als die Großmutter unter der Erde lag bekam die Mutter eine Depression. Der Vater versuchte so gut er konnte den Alltag zu bewältigen, überfordert mit der Arbeit, der trauernden Frau und zwei kleinen Kindern, die sich ständig stritten. 

Anna bewunderte den Vater. Sie bewunderte ihn, weil er tat, was ein guter Vater tut. Er lernte mit Anna und ihrem Bruder, er sorgte für sie und am Abend las er Geschichten vor. Einmal sagte Anna zu mir: "Alles war gut, wenn Mutter nicht in der Nähe war. War sie da, war alles anders. Er sah nur noch sie. Er tröstete sie und er verfluchte sie, wenn er es nicht mehr aushielt in ihrem Jammertal, das sie ihn betreten ließ, um vor ihm zu klagen, dessen Eingang ihm jedoch verschlossen blieb, wenn er sie lieben wollte. Gelacht haben wir selten wenn sie da war, so als sei Lachen eine persönliche Beleidigung für die Trauer, die sie wie Elektra trug. Ihre Trauer machte sie schön, stolz und unnahbar. Sie erschien mir wie die böse Königin im Märchen. Sie war keine Königin, sie war eine verzweifelte Frau, die in ihrer Trauer stecken blieb, unfähig loszulassen und den Blick auf das zu wenden, was um sie herum lebendig war, ihre Kinder und der Mann, der sie liebte. Anna versuchte zu verstehen, sie versuchte immer zu verstehen. Was ich verstanden habe? Sie hilft nichts, die Liebe, so wie sie niemals hilft, wenn sie nicht gesehen wird und auch dann ist sie oft wirkungslos. Als erwachsene Frau entschied Anna, dass die Mutter nicht anders konnte. Sie sagte sich, es mache keinen Sinn ihr böse zu sein. Ich glaube, sie war es leid, dem nachzutrauern, was schon damals nicht existierte, die Liebe, die sie ihr verweigert hatte.

Wenn ich heute an Anna denke, frage ich mich: Wie kann man etwas wollen, von dem man nicht weiß, was es ist, wie etwas suchen, was man nicht kennt, wie etwas fühlen, was man nicht fühlt, weil man es nie gefühlt hat? Für Anna war Liebe etwas, das sie mit Assoziationen, Worten und Bildern verknüpfte. Untaugliche Versuche, ein Gefühl zu begreifen, das ihr so fremd war wie die Mutter. In einer Kammer ihres  Unterbewusstseins blieb sie für Anna wohl doch die böse Königin und es hätte einer guten Fee bedurft, den Fluch von ihr zu nehmen, oder eines Zauberers, der sie davon erlöste. Aber, es gibt keine Feen und es gibt keine Zauberer. Es gibt diesen Mangel, der meine Beziehung zu Anna vergiftete. Die Erfahrungen ihre Kindheit lagen auf ihr wie ein Stein, der nach jedem Versuch ihn von ihr weg zu heben, sofort wieder auf sie zurückrollte. Das Schwere trennte Anna von dem was sie sich wünschte. Das Schwere hielt sie in der Vergangenheit fest und erdrückte unsere Gegenwart. Einmal in meiner Verzweilfung schrie ich: Es sind die Männer in deiner Familie, die dich zu dem gemacht haben, was du bist. Darum verachteste du mich. Sie sah mich an und sagte: Paul, du hast Recht und du hast nicht Recht. Es sind die Frauen in meiner Familie, die bei diesen Männern geblieben sind, obwohl es sich an ihrer Seite nicht wie Glück anfühlte. Sie blieben, aus sie Angst davor das Leben alleine nicht bestehen zu können. 

Es scheint mir, die Keimzelle allen Übels und allen Glücks ist die Familie. Sie verstreut ihre Samen über Generationen. Ich hatte keine Chance, ich konnte Anna nicht glücklich machen.















Dienstag, 5. Februar 2013

Reife






reife ist ...
die kunst die grenzen des selbst zu überschreiten
transzendenz
sich um inhalte kümmern die uns wertvoll und wichtig sind

um die freiheit der wahl wissen 
selbstständig entscheiden
stellung beziehen


ins leben eintauchen
das ich der welt ausliefern
in kauf nehmen, was passieren kann
hingabe

nicht kleinlich sein
ein offenes wesen
ein weites offenes herz
verzeihen können

der inneren instanz folgen
verantwortung übernehmen
sich selbst treu sein

wissen
leid entsteht da
wo wir nicht nach dem kompass der inneren stimme handeln.




Einflüsterungen





er war hin und her gerissen. 
er verbrachte seine tage in nervöser unruhe, getrieben von etwas ohne namen.
unsicher tat er schritte.
unfähig geworden, sich selbst glauben schenken zu dürfen.
fremde, in ihn hineingedrückte stimmen übertönten seine innere stimme. 
lange schon. 
zu lange schon, um das fremde vom eigenen noch unterscheiden zu können. 

er erkannte - die einflüsterungen der anderen übertönten die eigene stille. 

er ging fort.
blieb allein.
schirmte sich ab.

in der ruhe lernte er zu unterscheiden.
er trennte die gedankengaukeleien des fremden vom eigenen.
trennte das aussen vom innen. 

in der ruhe kam ein gespür auf.
er spürte sich selbst und das, was das seine war.

zurückgekehrt entschied er selbstständig.

Montag, 4. Februar 2013

ist gleich ...




ich bin das opfer
die anderen sind die täter
meine kindheit ist schuld 

 =
ohnmacht
wut 
hilflosigkeit

...

selbsterfahrung
bewusstsein
höhere erkenntnis
wohlergehen 

=

ich habe einen willen
ich besitze autonomie
ich gestalte meine realität




fragment ohne viel worte


dagegen ist kein kraut gewachsen ...

Sonntag, 3. Februar 2013

WISSEN




sag mir, was nützt alles wissen, wenn die nichtwissenden auf ihrem nichtwissen herumreiten wie auf einem sturen alten esel.

es nützt nichts.

es nützt ihnen nichts.

wem nützt es?

wissen nützt denen, die wissen, dass wissen wollen der einzige weg ist, von diesem sturen esel abzusteigen, sich zu bewegen und ihn zu führen.




Freitag, 1. Februar 2013

fragment

 


in stücke zerborstenes
ein weh
namenlos
mit tausend namen
grundlos
mit tausend gründen
der wille zu verstehen
nicht wissen trotz wissen

wenn ... dann

wenn dann.
wenn wir das und das tun 
oder nicht tun ...
dann.

dann ist was?

dann ist das eine oder das andere.
wenn, ja dann, aber nur dann.
und wenn nicht, was dann?

dieses wenn 
eine aufforderung
eine vorraussetzung von etwas
ein ausschluss von etwas
klingt nach erpressung 
auch das.

wenn dann ...

ja was ist denn
wenn dann?

dann wenn du ....dann 
aber erst dann oder nur dann.

mann, macht dieses wenn dann druck.